Empirische Forschung zu Stadt, Raum, Architektur
7. Treffen des Nachwuchsnetzwerkes Stadt Raum Architektur, Weimar, 2012
Call
„Als Gregor schon zur Hälfte aus dem Bette ragte – die neue Methode war mehr ein Spiel als eine Anstrengung, er brauchte immer nur ruckweise zu schaukeln –, fiel ihm ein, wie einfach alles wäre, wenn man ihm zu Hilfe käme.“ (Kafka, Die Verwandlung)
Methoden, so war die einhellige Meinung beim letzten Treffen des Nachwuchsnetzwerks „Stadt Raum Architektur“, sind ein sensibles Thema. Jede/r ringt damit, aber kaum jemand spricht (offen) darüber. Das Forschungsdesign von Projekten mit Stadt-, Raum- und Architektur-Bezug bleibt oft intransparent und einzelne Methoden und deren Spezifik werden kaum thematisiert. Von daher ist es an der Zeit, den Mythos Methodologie ein Stück weit zu entmystifizieren.
Das Nachwuchsnetzwerk Stadt Raum Architektur sucht vor diesem Hintergrund Beiträge, welche Methoden anhand der eigenen Fragestellung wie auch der empirischen Arbeit vorstellen, vergleichen und diskutieren. Die Wahl, die Anwendung und nicht zuletzt auch die Modifikation von Methoden in der Forschungspraxis kann in diesem Sinn Gegenstand des Beitrags sein – sowohl retrospektiv wie auch prospektiv, also bei Arbeiten, die bereits abgeschlossen sind ebenso wie bei Forschungsvorhaben, welche noch am Anfang stehen.
Ziel ist es, einen Überblick über Methoden der Stadt-, Raum- und Architekturforschung und nicht zuletzt auch der Planungswissenschaften zu gewinnen und Unterschiede sichtbar zu machen, die aus den verschiedenen Traditionen und Gegenständen der am Netzwerk beteiligten Disziplinen resultieren. Angestrebt wird vor allem eine offene und unvoreingenommene Diskussion, was für jene und gegen eine andere Methodik spricht oder welche spezifischen Vor- und Nachteile in der Erhebung und der Analyse von Daten entstehen.
Darüber hinaus sind Beiträge über die Selbstverortung des Forschers bzw. der Forscherin im Feld wie auch zur wissenschaftlichen Ethik ebenso wünschenswert wie Ansätze, welche den Workshoptitel zum Ausgangspunkt nehmen und den Mythos Methodologie diskutieren: Wird Methodik überbewertet oder doch nach wie vor zu wenig beachtet? Sind Methodenapparate moderne Alchemiebaukästen?
Der Call richtet sich ausdrücklich an NachwuchswissenschaftlerInnen aus allen Disziplinen, welche sich wissenschaftlich mit Stadt, Raum und/oder Architektur beschäftigen. Abstracts (max. 500 Wörter) können bis 15. Januar 2012 als pdf-Datei an r.seyfarth@uni-weimar.de geschickt werden. Das Treffen findet am 30./31. März statt.
Call_NWNW7_Methoden in PDF-Version
Ort
Bauhaus-Universität Weimar, Institut für Europäische Urbanistik, Belvederer Allee 5
Programm
Freitag, 30.03.2012
12.30 Uhr Programmbeginn, Begrüßung der Teilnehmer/innen, Einführung
13.00 Uhr 1. Vortragsblock – Methodologie als Mythos?
- Lars Frers, Porsgrunn/Norwegen: „Zurück zu den Sachen selbst!“ Zu Widerständen, Zwängen und Freiheiten bei der Methodenwahl. (NWNW7_Abstract_Frers)
- Sergej Stoetzer, Leipzig: Mythos visuelle Methoden. (NWNW7_Abstract_Stoetzer)
- Thomas Dörfler, Carsten Manns und Cosima Werner, Göttingen: Relationale Raum- und Milieuforschung. Ein Beitrag zur sozialwissenschaftlichen Methodologie.(NWNW7_Abstract_Doerfler)
15.30 Uhr 2. Vortragsblock in Parallelpanels
Panel 1: Methodendiskussion: Potentiale und Grenzen ausgewählter Methoden
- Alexia Bumbaris, Zürich: Wie lässt sich eine Gender-Topografie europäischer Städte schreiben? Möglichkeiten und Grenzen von Stadtsemiotik als Methode.(NWNW7_Abstract_Bumbaris)
- Knut Petzold, Siegen/Leipzig: Das Experiment als Methode der Stadt- und Raumsoziologie. Warum „quantitativ“ nicht gleich „quantitativ“ ist. (NWNW7_Abstract_Petzold)
- Thomas Wöhler, Konstanz: Netzwerke im Wohnkontext – Neue Möglichkeiten der Datenanalyse durch die Verknüpfung von GIS und Regressionsanalyse. (NWNW7_Abstract_Woehler)
Panel 2: Forschungsdesigns in der aktuellen Stadt-, Raum- und Architekturforschung
- Maik Hömke, Zürich: Moving Methods, oder wie analysiere ich sozialräumliche Veränderungen durch neue Verkehrsinfrastrukturen? (NWNW7_Abstract_Hoemke)
- Eva-Christina Edinger, Konstanz: Ein Fall für … was eigentlich? Forschungsdesign einer vergleichenden Fallstudie über Bibliotheken. (NWNW7_Abstract_Edinger)
- Malte Bergmann, Berlin: Auf der Spur von Translokalität und Hyperdiversität. Herausforderungen der methodischen Konzeptionalisierung von Untersuchungsort und Zielgruppen in der aktuellen Stadtforschung. (NWNW7_Abstract_Bergmann)
17.00 Uhr Netzwerk-Plenum: Vorbereitung der weiteren Aktivitäten des Netzwerks
19.00 Uhr Öffentliche Podiumsdiskussion zum Mythos Methodologie im Audimax der Bauhaus-Universität (Moderation: Eva-Christina Edinger, Fachbereich Geschichte und Soziologie, Universität Konstanz) mit:
- Prof. Dr. Jörg Dünne, Seminar für Literaturwissenschaft, Universität Erfurt
- Dr. Tilo Felgenhauer, Institut für Geographie, FSU Jena
- Dr. Nicolai Roskamm, Institut für Stadt- und Regionalplanung, TU Berlin
- Prof. Dr. Benno Werlen, Institut für Geographie, FSU Jena (angefragt)
21.00 Uhr „Get-together“ – Tagesausklang mit gemeinsamem Essen
Samstag, 31.03.2012
09.30 Uhr Programmbeginn, Einführung in den zweiten Tag des Treffens
10.00 Uhr 3. Vortragsblock in Parallelpanels
Panel 3: Diskursanalyse und Diskurstheorie
- Nanina Egli, Zürich: Das „social life“ geschichtlicher Gebäude: methodische Überlegungen zum Fruchtbarmachen des diachronen Potentials der Diskursanalyse für die Medialität präsentischer Materialität. (NWNW7_Abstract_Egli)
- Fernando Campos-Medina and Maria Skivko, Berlin/Jena: Critical Discourse Analysis in Socio-Territorial Studies Comparative Approaches of Discursive Inquiry in Ecological Crisis and City Image “Political and Social Struggles for Representation”.(NWNW7_Abstract_Campos-Medina)
- Frank Meyer, Leipzig: Methoden zwischen Konsistenz und Vagheit. Das Beispiel der poststrukturalistischen Diskurstheorie. (entfällt leider!)
Panel 4: Methodische Annäherung an Raumwahrnehmung und Raumaneignung
- Tobias Federwisch, Berlin: Theorie, Methodologie und Technik. Ein qualitatives Design zur Erforschung raumbezogener Praktiken. (NWNW7_Abstract_Federwisch)
- Melanie Keding, Tübingen: Das bewegte Interview im Feld – ein methodischer Ansatz zur Erforschung von Raumaneignung. (NWNW7_Abstract_Keding)
- Ana Ionescu, Mathias Mitteregger, Ana-Maria Simionovici, Wien: Private matters. Ein Beitrag zur Erkundung von Privatheit in der Wohnarchitektur, in Kooperation zwischen Architekturtheorie und Europäischer Ethnologie.(NWNW7_Abstract_Ionescu)
12.00 Uhr Mittagspause
13.00 Uhr 4. Vortragsblock in Parallelpanels
Panel 5: Visuelle und multisensuale Methoden
- Sebastian Schlüter, Berlin: Die Dezentrierung des Forschenden und bebilderte Begegnungen: Reflexive Fotografie als Methode der qualitativen Sozialraumforschung. (NWNW7_Abstract_Schlueter)
- Stephanie Kernich, Zürich: Alltägliche Architektur? Gebäude in der alltäglichen Wahrnehmung. (NWNW7_Abstract_Kernich)
- Frank-Sebastian Johner, Köln: Multisensualität statt Dominanz des Visuellen. Beschreibung und Erklärung von Architekturphänomenen aus architekturhistorischer Sicht. (NWNW7_Abstract_Johner)
Panel 6: Um die Ecke und über den disziplinären Tellerrand: Methoden verwandter Disziplinen
- Hendrik Weiner, Bremen: Design-Methoden im Stadtraum. (NWNW7_Abstract_Weiner)
- Beate Löffler, Dresden: Keine Panik! Kulturwissenschaftliche Methoden in der Architekturforschung. (NWNW7_Abstract_Loeffler)
- Heike Lüken: Methoden künstlerischer Stadtforschung. (NWNW7_Abstract_Lueken)
15.15 Uhr Abschlussdiskussion
16.00 Uhr Option „Bauhaus-Spaziergang“: Studierende der Bauhaus-Universität Weimar führen durch die Geschichte des Bauhauses in Weimar.
Programm_NWNW7_Weimar in PDF Version
Anmeldung
Bitte bis zum 23. März 2012 an r.seyfarth@uni-weimar.de.
Förderung
Das 7. Treffen des NWNW wird gefördert durch die ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius, Förderschwerpunkt Metropolenforschung (Reise- und Übernachtungskosten für Referierende).
Organisation
- René Seyfarth
- Achim Schröer
- Eva-Christina Edinger
- Ralph Richter
- Hermann Köhler
- Stephan Barthel